Sehr geehrte Damen und Herren,
die Technische Hochschule OWL ist nicht nur ein Ort des Lehrens und Lernens – sie ist ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Region.
Die Hochschule bildet nicht nur die Arbeitskräfte von morgen aus, sondern leistet auch einen großen Beitrag zur Attraktivität, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region. Im Laufe der vergangenen 160 Jahre hat sich der Standort Höxter als ein Ort des Wissens, der Forschung und des Austauschs etabliert. Studierende, Lehrende und Forschende kommen aus allen Bundesländern und auch aus dem Ausland hierher, um in den Fachbereichen Umweltingenieurwesen, Angewandte Informatik, Landschaftsarchitektur und Umweltplanung zu lehren und zu lernen – und um im Kreis Höxter zu leben und zu wohnen. Zudem schafft der Hochschulstandort auch für die jungen Menschen, die bereits im Kreis Höxter wohnen, Perspektiven und ermöglicht es, wohnortnah zu studieren. Dies stärkt und belebt die Stadt und den gesamten Kreis Höxter.
Mit Entsetzen haben wir festgestellt, dass die aktuell geplante Umstrukturierung der TH OWL zum großen Nachteil für den Hochschulstandort und die Region Höxter führen würde. Eine Umstrukturierung mag notwendig sein – aber diese darf ausschließlich der Attraktivitätssteigerung aller Standorte dienen und darf nicht zum Ausbluten eines einzelnen Standortes führen.
Der Auftrag des Landes an die TH OWL ist und war die akademische Ausbildung von Studierenden im ländlichen Raum. Anderenfalls hätte man einen zentralen Studienstandort in einer Großstadt gewählt – insbesondere auch für die Einrichtung der drei neuen Studiengänge, „Precision Farming“, „Digitales Freiraummanagement“ und „General Engineering“ in den vergangenen Jahren. Allein die Einrichtung und personelle Ausstattung der Studiengänge „Precision Farming“ und „Digitales Freiraummanagement“ wurden mit mehreren Millionen Euro vom Land gefördert.
Auch wenn die Hochschule rechtlich gesehen autonom ist, halten wir es für eine Verpflichtung und Aufgabe zugleich, die Standorte weiterhin zu stärken. Alles andere sehen wir als moralisch sehr verwerflich an.
Leider hat die Machbarkeitsstudie zum „Campus Corvey“ nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt. Die gewünschte Entwicklung und Ausrichtung des Studienstandortes Höxter muss damit neu gedacht werden.
Das vorhandene Studienangebot, das großzügige Raumangebot am aktuellen Hochschulstandort „An der Wilhelmshöhe“ und die besondere Qualität des Botanischen Gartens, müssen in diesem Prozess durch innovative Überlegungen verstärkt Berücksichtigung finden. Dies ist bereits aus dem Anspruch der Nachhaltigkeit der Hochschule erforderlich.
Deshalb darf man insbesondere nicht außer Acht lassen, dass die Bausubstanz des Gebäudes in einem weitgehend guten Zustand ist. Dies wurde erst kürzlich vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW geprüft und festgestellt. Zudem wurden laufend Unterhaltungsmaßnahmen und Erneuerungen am Gebäude getätigt, die unnötig gewesen wären, wenn man dem Standort keine Perspektiven eingeräumt hätte.
Wir appellieren daher eindringlich an die Verantwortlichen an der TH OWL, aber auch an die Politik, den Hochschulstandort Höxter nicht nur zu erhalten, sondern auch gezielt weiterzuentwickeln. Mit einem attraktiven Studienangebot, sowie einer guten Infrastruktur und weiteren ansprechenden Rahmenbedingungen im Kreis Höxter können junge Menschen aus der Region, aber auch aus dem nationalen und internationalen Raum angezogen werden. Hierfür bedarf es einer klaren Vision und einer zukunftsorientierten Planung.
In Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung dürfen wir nicht aufhören, in die Bildung und die Zukunft unserer Gesellschaft zu investieren. Die Entscheidung, den Hochschulstandort Höxter zu erhalten und auszubauen, ist eine Entscheidung für die Zukunft unserer Region – und für die Bildung unserer Kinder und Enkel.
Wir fordern daher alle politisch Verantwortlichen und Entscheidungsträger auf, sich klar und deutlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Hochschulstandorts Höxter auszusprechen. Der Standort muss gestärkt werden. Nur so haben wir die Chance, unsere Region zukunftsfähig zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Goeken MdL Christian Haase MdB
Diesen Brief erhalten die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Frau Ina Brandes, der Landrat des Kreises Höxter, Herr Michael Stickeln, der Bürgermeister der Stadt Höxter, Herr Daniel Hartmann und der Präsident der TH OWL, Herr Prof. Dr. Jürgen Krahl.